Sonnjoch (2457 m)

Blick von der ersten Alm

In den nahe beim Achensee gelegenen Karwendelbergen reizte mich seit mehreren Jahren die Besteigung des Sonnjochs. Der Berg ist einer der höchsten Berge in diesem Gebiet und vermutlich auch aus diesem Grund ein sehr beliebter Wandergipfel.
Nach dem sich meine Freundin in der Nähe der Gramai Alm einen ruhigen Platz zum Sonnen gesucht hatte, machte ich mich an den Aufstieg zum Gramai-Hochleger. Der Aufstieg ist bereits hier (Link) beschrieben. Mit Ausnahme der noch bestehenden Altschneefelder hatte sich an dem Aufstiegsweg nichts geändert.
 

Die Lamsenspitze

An der Gramaialm gönnte ich mir erst einmal eine kleine Verschnaufpause, bei der ich mich mit dem Hüttenwirt über den weiteren Weg unterhalten konnte. Ich war etwas skeptisch, da die Tour mit „schwarz“ gekennzeichnet ist – obwohl dies laut Wanderführer eine mittel schwere Wanderung ohne ausgesetzte Stellen sein sollte. Der Hüttenwirt meinte nur lapidar, dass er auch barfuss den Weg zum Gipfel schaffen würde. Ich war mir jedoch sicher, dass ich meine Wanderschuhe besser anlassen würde und setzte meinen Aufstieg fort. Hinter dem Gramai Hochleger folgt man dazu dem Weg in Richtung Sonnjoch und Hahnenkampl. An einer Weggabelung hält man sich rechts und wandert durch Almwiesen in Richtung eines kleinen Latschengürtels.

Altschneefelder

Enzian am Wegesrand

Karwendelpanorama

Auf Höhe der eigentlichen Waldgrente liegt eine kleine Alm, die normalerweise unbewirtschaftet ist. Allerdings stehen in einem Brunnen einige eiskalte Getränke und daneben eine „Sparbüchse“ zum einwerfen des Geldes – nette Idee, die aufgrund des ab hier in der Sonne liegenden Weges sicherlich öfter gerne angenommen wird.

Nach einer kleinen Pause machte ich mich an den weiteren Aufstieg. Anfangs musste ich etwas den Weg suchen, denn aufgrund des gerade abgetauten Schnees war der Weg noch nicht eindeutig erkennbar. Direkt neben dem Weg war noch ein Altschneefeld, welches im Winter vermutlich verstärkt durch Lawinen gespeist wird.

Tolle Ausblicke

Der steile Aufstieg

 Tolle Ausblicke

Nachdem ich mich aufgrund eines Schneefeldes etwas verstiegen hatte, musste ich einen sehr steilen Aufstieg zum eigentlichen Weg in Kauf nehmen – ohne Schnee sollte die Wegfindung jedoch kein Problem darstellen.

Nachdem man den kleinen Kiefernbereich überwunden hat, erreicht man langsam aber sicher die Geröllzone, die sich bis zum Gipfel hinziehen sollte. Der Weg führt dabei bis auf wenige Meter an die über dem Gramai-Hochleger gelegenen Abbrüche heran – weshalb man zumindest trittsicher sein sollte.
 

... ca. 100 HM unterm Gipfel - Umkehrpunkt

Leider muss ich anmerken, dass dies meine erste Wanderung in diesem Urlaub war. Aufgrund meiner fehlenden Schwindelfreiheit machte ich mir schon etwas Gedanken, ob ich nicht umdrehen sollte, zumal der Weiterweg alles andere als einfach aussah. Der Aufstieg schien immer steiler zu werden, was im Zusammenspiel mit dem losen Untergrund schnell zu einem „abrutschen“ führen konnte. Hinzu kam noch, dass an diesem Tag kein anderer Wanderer am Sonnjoch unterwegs war, der moralische Unterstützung leisten konnte.

Allerdings gewöhnte ich mich etwas an die Verhältnisse, so dass ich noch ein gutes Stück weiterging. Erst als ich den Grat erreichte, entschloss ich mich die Tour abzubrechen, da ich mich zunehmend unsicherer fühlte. Laut Höhenmesser war ich keine 100 Höhenmeter unter dem Gipfel, aber die Sicherheit sollte immer vorgehen und im Zweifel sollte man auf seinen Kopf hören.

Die Aussicht war jedoch bereits hier äußerst beeindruckend. Die Lamsenspitze und die Laliderer Wände stehen stellvertretend für die vielen Gipfel, welche die Pause zu einem optischen Erlebnis werden lassen – zumal kein einziges Wölkchen am Himmel zu erkennen war.

Nach der ausgedehnten Pause machte ich mich dann wieder an den Abstieg. Zu meiner Überraschung habe ich die steilen Stellen beim Abstieg weniger kritisch empfunden als beim Aufstieg. Auch die an den Abbrüchen entlang führende Passage kam mir nun wesentlich einfacher und unkritischer vor. Dies zeigte mir wieder einmal, wie schnell ich mich an die Höhe und die veränderten Rahmenbedingungen gewöhne.

Blick gen Norden

 

Aufgrund dieser Tatsache werde ich das Sonnjoch sicherlich noch einmal besteigen, allerdings erst, wenn ich bereits einige andere Touren unternommen habe.

Beim Abstieg von dem Gramaihochleger wäre ich fast noch auf eine Kreuzotter getreten, die sich auf dem Weg aufwärmte. Nachdem ich jedoch gerade noch ausweichen konnte, stellt sich höchstens noch die Frage, wer sich mehr erschreckt hatte…

 

Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt: Parkplatz Gramai Alm / Pertisau
Höhenmeter Auf- / Abstieg 1200  1200
Dauer Auf- / Abstieg ca. 3 Stunden ca. 2 Stunden
Voraussetzungen Trittsicherheit, Schwindelfreiheit hilfreich
Allgemeines Fazit

Wanderung auf einen "Schotterberg" erster Güte (ab ca. 1900 m) mit eindrucksvollem Blick auf das Karwendel