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Ich bin etwas gerädert
als ich aufwache. In meinem Zimmer ist es saukalt, an der Innenseite der
Einfachverglasung ist eine dünne Eisschicht zu erkennen. Das Wasser in meiner
Trinkflasche ist gefroren und das Thermometer zeigt -6°C an. Beim Öffnen des
Reisverschlusses merke ich, dass sich durch meinen Atem eine leicht Eisschicht
auf meinem Schlafsack gebildet hat. Wie freue ich mich darauf, in meine
Eisklötze, auch Bergschuhe genannt, zu steigen... Unser Guide scheint
unsere Gemütslage zu erkennen und hat uns einen Eimer mit warmen Wasser
organisiert. Auch wenn es nur für eine Katzenwäsche reicht - es tut gut den
Waschlappen nicht in Eiswasser tauchen zu müssen.
Nachdem zusammen packen
gehe ich zum Frühstück. Die anderen sitzen teilweise bereits am Frühstückstisch
und warnen mich vor dem Müsli. Es riecht etwas nach Kerosin. Aufgrund meiner
schlechten Erfahrungen auf der Annapurna Runde reagiere ich etwas allergisch auf
diesen Geruch und verzichte. Die 3 Toastbrote mit Honig und ein Ei
sollten reichen; zur Sicherheit kaufe ich aber noch (ihr dürft raten) ein Snickers. |
Eis - auf der Innenseite des Fensters |
Ich verlasse als erster die Lodge und genieße noch
etwas die Landschaft und die klare Luft. Wenig später brechen wir auf. Der
Kreislauf kommt bei dem ersten Anstieg gleich gut in Schwung, was sicherlich
auch an der Höhe liegt. Trotz guter Akklimatisierung sind wir immerhin schon auf
4360 m. Wir erreichen einen Bergrücken, von dem sich
der Blick in das Hochtal öffnet, welches wir die nächsten Stunden durchwandern
werden. Wir machen die erste kurze Pause. Bereits jetzt sind die ersten Wolken
am Himmel zu erkennen, was kein gutes Zeichen für die Entwicklung des Wetters im
Tagesverlauf ist. |
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Der Weg führt durch größere Schneefelder |
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Wieder ein Bergrücken erklommen |
Blick zurück |
Über ein steiles Schneefeld steigen wir in den
nächsten Talboden ab, auf der anderen Seite geht es wieder einige Höhenmeter
bergauf. Obwohl die Grundhöhe kaum verändert ist, überwinden wir so doch einige
Höhenmeter. Jeden Meter, den wir dabei gewinnen, merken wir an dem zunehmenden
Schnee. Wir sind noch recht früh in der Saison unterwegs, so dass stellenweise
recht viel Schnee liegt. Dies wird später noch unsere Tour stark beeinflussen.
Wir sehen den langen Aufstieg, der uns zu dem
direkt unter dem Chadoten gelegenen See führen wird. Der letzte Anstieg
erscheint sehr steil - mal abwarten, wie er aus der Nähe aussieht. |
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Der Aufstieg in Richtung 1st Lake |
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Wir passieren die
letzte Teestube vor Gokyo und dann beginnt der Aufstieg zu der kleinen Anhöhe.
Eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll oder steil, irgendwie jedoch
kräftezährend aufgrund der Höhe. Außerdem ist es mittlerweile kühl geworden und
ein starker Wind bläst durch das Hochtal. Da wir sehr langsam gehen, wird mir
nicht richtig warm, so dass ich über meinen Windstopper noch meine Regenjacke
ziehe.
Die letzten Meter vor
der Anhöhe sind noch einmal richtig steil. Bei schönem Wetter würde sich nun der
Blick in ein tolles Hochtal und auf den Cho Oyu öffnen. Wir schauen leider nur
in ein graues Nebeltal und sehen überhaupt nichts. Schade ;)
Wir überqueren den Bach auf einer stabilen Brücke
und folgen von nun an dem fast nur noch durch Schnee führenden Weg in Richtung
Gokyo. |
Geschafft - am 1st Lake angekommen |
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Blick in Richtung Gokyo Ri |
Gokyo ist fast erreicht |
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Bei schönem Wetter ist dieses Hochtal sicherlich
sehr schön zu gehen, doch durch die tiefen Spuren im Schnee ist dieser
Wegabschnitt an diesem Tag nicht sonderlich
erquickend. Ein teilweise Hüfthoher Trampelpfad leitet den Weg. Neben dem
Trampelpfad zu gehen ist kaum möglich, da man dann einsinkt und noch mehr Kraft
benötigt. Der eisige Wind nervt mich zusätzlich noch, so dass ich meine
Regenhose auch noch anziehe, um ein weiteres Auskühlen zu verhindern, denn
mittlerweile habe ich kalte Füsse und Beine. Es ist glaube ich herauszuhören,
dass mit diese Etappe überhaupt keinen Spass gemacht hat... |
... endlich in Sichtweite |
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Selbst unser 1st Guide ist dick eingepackt |
Beweisphoto - der 3rd Lake ist erreicht |
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Wir passieren nacheinander den 2. und 3. See und sehne die Namaste
Lodge herbei, welche dann auch bald erreicht ist. Das Zimmer ist
wirklich ok, der Rest der Lodge in Anbetracht der Höhe auch.
Wir erhalten einen Willkommenstee (gute
Idee) und ich esse einen "Homemade Applepie". Lecker - und auch gut
für die Motivation!
Es hat mittlerweile angefangen zu
scheien. Innerhalb weniger Minuten sind ca. 5 cm Neuschnee gefallen.
Die Spannung steigt, ob wir morgen den Gokyo Ri besteigen können.
Unser Guide versucht uns noch zu motivieren, eine kleine
Akklimatisierungstour in den Nebel auf die Seitenmoräne des
angrenzenden Gletschers zu unternehmen. Ziel soll sein, noch einige
Höhenmeter über die eigentliche Schlafhöhe aufzusteigen (go high -
sleep low) um somit die Akklimatisierung zu verbessern.
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Die Wolkendecke reißt kurz auf - der 3rd Lake
ist unter uns |
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Blick in Richtung Süden - ein unendlich
wirkender Gletscher |
Blick auf den Gletscher |
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Blick in Richtung Norden, im Hintergrund der
Cho Oyo |
Gokyo |
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Als wir die Lodge verlassen, graupelt
es leicht. Unsere Gesichter verraten, wie begeistert wir über das
Wetter sind. Doch die Gesichter werden keine 10 Minuten später ein
dickes Grinsen aufweisen. Als wir die Seitenmoräne erklommen haben,
reißt die Wolkendecke auf und der Blick auf den unglaublich langen
Gletscher, den Gokyo Ri und den Cho Oyo wird frei. Ich komme aus dem
staunen kaum noch raus - diese Dimensionen sind einfach
unbeschreiblich. Der Traum versinkt wenige Minuten wieder später im
Nebel - egal, die Erinnerungen an diesen Moment haben sich
eingebrannt. Bis zum Abendessen sitzen
wir fröstelnd in der Gaststube. Der Ofen bringt leider zu wenig
Wärme für den großen Raum aufgrund der permanent offen stehenden
Eingangstür, so dass alle mit Mütze, Handschuhen an ihren warmen
Teetassen nippen. Erst als ich die zweite lange Unterhose und den
zweiten Fleecepulli anziehe, wird mir halbwegs warm. Das
Abendessen (Tomatensuppe, Pizza + Nudeln, Popcorn) ist ok und wärmt.
Der Tee riecht leider wieder nach Benzin, so dass ich verzichte. Als
später die Tische abgewaschen werden, riecht der Lappen ebenfalls
nach Benzin, so dass wir die Ursache vermutlich gefunden haben. |
Gokyo mit dem 3rd Lake |
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