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Die vorletzte Nacht im
Schlafsack ist grausam. Ich schlafe sehr schlecht, denn meine Erkältung wird
immer stärker. Mir ist ausnahmsweise so warm, dass ich fast mit dem kompletten
Oberkörper außerhalb des Schlafsacks liege - vermutlich habe ich Fieber. Ich
überlege kurz, ob ich ein Antibiotikum nehmen soll, kann mich jedoch nicht zum
Aufstehen motivieren.
Nach einer langen Nacht fühle ich mich gerädert.
Ich nehme das Antibiotikum, packe meine Sachen und gehe zum Frühstück. Hier gibt
es den üblichen Toast mit Ei - beides kann ich mittlerweile nicht mehr sehen und
verzichte auf meinen sonst üblichen Nachschlag, was sicher auch mit meiner
Erkältung zusammenhängt. Die anderen haben am Vortag einen Geburtstag gefeiert
und sehen teilweise auch noch etwas müde aus. |
Die engen Gassen von Namche Bazar |
Wir brechen auf. Mir ist bewusst, dass eine lange
Tagesetappe auf mich wartet. Das Wetter ist sonnig. Wir schlendern noch einmal
durch die engen Straßen von Namche. Kurz vor Ortsausgang kommen uns Träger mit
Holzlatten auf dem Rücken entgegen; ich möchte nicht wissen, welches Gewicht
diese Ladung hat. An der Stupa am Ortsausgang drehe ich mich noch einmal leicht
wehmütig um; aber irgendwie freue ich mich auch auf das Ende der Tour.
Der Weg führt eben um einen Bergrücken herum, bevor der lange Abstieg beginnt.
Schnell verlieren wir die vor 2 Wochen erklommenen Höhenmeter. Bergab merke ich
die Erkältung nicht sonderlich stark, so dass ich das verhältnismäßig schnelle
Tempo problemlos mitgehen kann.
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Baumaterial wird ebenfalls auf dem Rücken
transportiert |
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Die Stupa am Ortseingang von Namche |
Der letzte Blick auf den Everest |
Unsere erste Pause machen wir am Everest View Point
- wie beim Aufstieg warten bereits einige Einheimische und wollen Obst und
Getränke verkaufen. Für beides kann ich mich nicht begeistern - viel zu sehr
versuche ich mir den letzten Blick auf den Everest ins Gedächtnis einzubrennen.
Wie wir mittlerweile wissen sind die Preise auch höher als in Namche.
Nach der kurzen Pause steigen wir die Serpentinen
weiter hinab und erreichen bald die Hillary Bridge. Wir lassen einige im
Aufstieg befindliche Trecker passieren und überqueren dann das Tal. Es sind
signifikant mehr Gruppen unterwegs als noch vor 2 Wochen - ich möchte nicht
wissen, wie voll es im Herbst ist, wenn nochmals die doppelte Anzahl an Gruppen
unterwegs ist.
Nach dem schmalen und steilen Abstieg erreichen wir
den breiten Weg, der am Fluss entlang durch das Tal führt. Wir verlieren kaum an
Höhe. Nach zwei Wochen des frierens bin ich froh über die Sonnenstrahlen und die
höheren Temperaturen, leider kann ich durch die Erkältung die Schlussetappe
nicht mehr wirklich genießen. |
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Hillary Bridge |
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Wenig später gilt es noch den steilen Anstieg zum Nationalparkgate zu
überwinden. Petra geht neben mir und innerlich bin ich ihr dankbar für die
Begleitung, auch wenn ich keine Luft mehr zum reden habe. Am Nationalparkgate
machen wir eine kurze Pause.
Wenig später in Monjo kommt uns eine Gruppe von
mindestens 50 Treckern entgegen, die teilweise keine Rücksicht nehmen bzw.
einfach nur auf die eigenen Füße schauen - hier unten kein Problem aber auf
einem der Gipfel sicherlich nicht von Vorteil.
Nach Querung der
Hängebrücke gilt es einen kleinen Anstieg zu nach Bengkar zu überwinden. Völlig
platt komme ich oben an und kaufe mir etwas zu essen.
Unser Guide schaut mich an und fragt, ob ich meinen
Rucksack abgeben möchte. Dankend nehme ich an, auch wenn unser 3. Guide nun
zwei Rucksäcke hat und geschätzt 20 cm kleiner ist als ich. Aber ich bin mir
sicher, er würde Kreise um mich laufen, selbst wenn ich gesund wäre. |
Bei größeren Gruppen kann es eng werden... |
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Wer möchte ein leckeres Fleisch? |
Die hochalpine Landschaft verschwindet langsam |
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Der Weg zieht sich und
an jeder Steigung werde ich langsam... sehr langsam. Die anderen aus der Gruppe
sind gefühlt eine Ewigkeit vor mir - die beiden Guides bleiben jedoch beharrlich
an meiner Seite.
Irgendwann erreichen
wir Ghat und ich kann eine längere Pause machen. Es gibt Kartoffeln mit Ei -
lecker. Wir sitzen in der Sonne und genießen die letzte Pause der Treckingtour.
Viel zu früh mahnt unser 1st Guide zum Aufbruch.
Pim nimmt wieder meinen Rucksack und weiter gehts in gemächlichem Tempo. Mit
jedem Meter, den wir näher in Richtung Lukla kommen, werden die Lodges am
Wegesrand moderner. Es gibt Billiardtische, Fernseher, Radio etc... |
... ob das wirklich hält? |
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Mani Steine |
Ausgepowert erreiche ich Lukla |
Mit Erreichen von Chheplung folgt der für mich
anstengendste Teil der gesamten Tour, was nicht der eigentlichen Etappe, sondern
meiner Erkältung geschuldet ist. Es steht der lange Anstieg nach Lukla an.
Mittlerweile hat sich die Sonne hinter den Wolken versteckt, so dass meine
Motivation weiter in den Keller fällt.
Gefühlt endlos windet sich der Weg um kleine
Bergrücken, bis wir endlich den kleinen Torbogen am Ortseingang von Lukla
erreichen. Ich setze mich und genieße die Pause - ich kaufe noch einen
Schokoriegel für die letzten Meter. Lukla ist mit
seinen Bars der totale Kontrast zu den Dörfern der letzten beiden Wochen. Hier
wirkt sich die Nähe zum Flughafen aus, denn einerseits können Gegenstände
leichter nach Lukla transportiert werden, andererseits sind die Lodgebesitzer
auch auf längere Wartezeiten der Touristen ausgerichtet. Sollte aufgrund der
Wetterbedingungen in Lukla nicht geflogen werden, dann sitzen jeden Tag mehr
Trecker in Lukla fest. |
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Lukla |
Wir erreichen unsere Lodge ich falle in mein Bett.
Auf die mögliche Dusche verzichte ich. Analog der
Annapurna Runde steht heute der Abschied von den Trägern an. Die Guides + Träger
erhalten ihre Trinkgelder und es wird eine Ausrüstungstombola für die Träger
veranstaltet. Dies findet vor unserem gemeinsamen Abendessen statt. Es gibt eine
Torte zum Abschied, wie ein letztes XXXXX mit Salat. Ich esse von allem und denke
noch, dass unsere Guides sicherlich aufgepasst haben, dass alles ok ist. Auch
andere essen den Salat, was mich erst einmal beruhigt.
Nach dem Essen gibt es noch eine kleine Feier, bei der jeder mehr oder weniger
begeistert mittanzt. Auch ich kann mich trotz fehlender Kraft irgendwann nicht
mehr wehren und schließe mich zumindest kurz an.
Dann müssen wir noch einen Rum mittrinken, was für
mich jedoch das Ende der Feierrunde darstellt. Ich verabschiede mich in meinen
Schlafsack.
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Unser Abendessen |
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Ich schlafe schnell
ein und bekomme nicht mal mehr mit, wie Wolfgang ins Zimmer kommt. Die Nachtruhe
hält jedoch nicht lange an. Gegen 2 Uhr werde ich mit einem kleinen
Adrenalinschub wach - ich bekomme den Reißverschluss nicht auf und müsste
eigentlich schnellst möglich in Richtung Toilette.
Also raus aus der engen Öffnung ohne Reißverschluss
und ab auf die Toilette. Sitzend verfluche ich meine Dummheit, den Salat
probiert zu haben... oder war es die Torte? Oder hab ich beim Zähneputzen nicht
aufgepasst? Wie auch immer, den Rest der Nacht pendele ich zwischen Bett und
Toilette, bei der zu allem Überfluss auch noch die Spülung nicht funktioniert.
Entsprechend peinlich ist mir der ganze
Schlamassel, zumal auch das Waschbecken noch herhalten musste... |
Auch die Kleinsten feiern mit ;) |
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