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Nachdem wir am Vortag
in Tatopani uns im Thermalwasser sehr schön entspannen konnten, steht heute eine
der anstrengendsten Tagesetappen auf dem Plan. Nach einer entspannten Nacht in
der guten Lodge brechen wir recht früh auf. Vorbei an einer „Applestruddle“
verkaufenden Bäckerei und anderen zahlreichen kleinen Läden verlassen wir das
Dorf mit seinem gepflasterten Weg. Beim Abstieg zum Bachbett kommen uns einige
Träger entgegen, die Kochgeschirr auf dem Rücken haben. Dies zeigt uns nochmals,
mit welchem Aufwand das gesamte Equipment auf den Berg bzw. die höher gelegenen
Dörfer gebracht werden muss.
Ich fühle mich nun wesentlich besser und auch wieder etwas fitter im Vergleich
zum Vortag. Ich bin mir jedoch bewusst, dass ich sicherlich noch nicht zu 100%
Leistungsfähig bin und dementsprechend vielleicht auch etwas länger brauchen
könnte. |
Blick zurück auf den Nilgiri |
Erst einmal gilt es eine wackelige Brücke über den
Kali Gandaki zu überqueren. Nachdem die Esel das geschafft haben, sollte es für
uns hoffentlich auch kein Problem sein. Anschließend laufen wir einige Zeit
teilweise leicht oberhalb, teilweise auch im Bachbett talabwärts. Beim Blick
zurück sehen wir anfangs noch einen mit Eis bedeckten Berg, bevor diese für
einige Stunden komplett verschwinden – zu tief sind wir in der Schlucht.
Auf der anderen Flussseite ist in 2008 der Straßenbau noch in vollem Gange. Wir
beobachten kurz, wie teilweise Steine ins Bachbett gestoßen werden und malen uns
sie Konsequenzen einer Erosion auf der anderen Talseite aus.
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Apple Struddle :) |
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Die Brücke wird hoffentlich nicht nur die Esel aushalten |
Rhododendron |
Beim einer Ansammlung von Häusern biegen wir links
in ein Seitental ein und verlassen die tiefe Schlucht des Kali Gandaki. Eine
stabile Hängebrücke bringt uns auf die andere Seite des Baches, wo Kami uns die
erste Pause zugesteht – wohl wissend, was ab jetzt auf uns wartet.
Nach der Pause wird es ernst für uns. Hunderte Treppenstufen führen teilweise
recht steil den Berg.
Die Landschaft um uns herum hat sich wieder gewandelt. Terrassenbau und
Landwirtschaft prägen nun das Bild. Insgesamt eine willkommene Abwechslung und
sehr schön zu laufen, da es immer wieder etwas zu bestaunen gibt. Auch die
zahlreichen Blüten am Wegesrand laden zu einer Photopause ein, die aufgrund des
steilen Aufstiegs auch gerne gemacht wird ;)
Ich versuche ein gleichmäßiges Tempo zu gehen und kann mit dem Tempo der anderen
recht gut mithalten, auch wenn ich immer noch etwas schwere Beine habe.
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Stufe folgt auf Stufe... |
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Die letzten Meter vor
dem Pass sind dann noch einmal richtig steil, so dass ich richtig froh bin, als
wir oben angekommen sind. Der Blick zurück zeigt, dass wir bereits einige
Höhenmeter überwunden haben. Beim Blick auf den Höhenmesser relativiert sich das
leider wieder, denn noch nicht einmal die Hälfte der 1900 Höhenmeter ist
geschafft.
Die Pause auf einem bankähnlichen Felssims fällt etwas länger aus. Kami macht
seine Späße mit uns und hält die gute Laune aufrecht. Vom Pass aus hat man einen
guten Blick auf die Wegstrecke der nächsten Stunden, auch wenn Ghorepani noch
nicht im Blickfeld liegt. |
Einfachste Lehmhäuser am Wegesrand |
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Landwirtschaftlich geprägtes Umfeld |
Endlich am ersten Pass angekommen |
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Nach der Pause geht es
erst einmal wieder einige Meter bergab. Wir laufen weiterhin durch eine
abwechslungsreiche Landschaft. Kleine Dörfer wechseln sich mit kurzen
Waldstücken ab. Kleine „Restaurants“ laden zu Pausen ein. Immer wieder können
wir der einheimischen Bevölkerung bei der harten Landarbeit zuschauen. Auch
werden wir immer wieder von Einheimischen Jugendlichen überholt. Kami erzählt
uns, dass an diesem Tag eine Schulprüfung stattfindet und sie sich deswegen
etwas schicker gemacht haben.
Nach einem kleinen Steilaufstieg kaufe ich mir einige Cocos-Kekse. Sehr lecker,
aber langsam merke ich, dass ich eine größere Pause brauchen könnte. Umso
erleichterter bin ich, als ich unsere Träger an einem Dorfende sehen kann. Diese
sitzen auf einer Terrasse, laute Musik schallt aus einem Radio und sie
applaudieren uns als wir kommen. „Nur noch kurz um die nächste Ecke und bis zum
nächsten Dorf – dort machen wir Pause“. Ich erinnere mich noch gut daran, dass
die „nächste Ecke“ erst etwa eine halbe Stunde später erreicht ist und
zahlreiche Höhenmeter überwunden werden mussten. |
Blick zurück |
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Terrassenbau |
Trotz der Anstrengung gibt es immer wieder kleine
Erlebnisse, die mir noch Monate später in Erinnerung bleiben – beispielsweise
das kleine Kind, das am Dorfeingang unseres Mittagsrastplatzes steht, schüchtern
in den Photoapparat schaut und mir eine junge (quäkende) Katze entgegenhält.
Endlich erreichen wir unseren Mittagsrastplatz. Zu allem Überfluss muss ich noch
bis auf die Dachterrasse steigen, bis ich mich endlich setzen kann – aber was
macht man nicht für eine gute Aussicht ;) Ich futtere mich in der Mittagspause
voll und trinke eine große Flasche Wasser. Anschließend fülle ich meine
Wasserflaschen für die weitere Wegstrecke auf und genieße die Aussicht von
unserem Rastplatz. Kami macht ein kleines Nickerchen und wir machen einige
Bilder von ihm mit einer Bierflasche, die allerdings nicht von unserem Guide
ist. Lustig war’s trotzdem… |
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Ohne Worte |
Aus der Lodge hole ich mir nochmals einige Kekse
für den weiteren Weg mit, damit ich etwas Stärkendes dabei habe. Wenige Minuten
später erreichen wir die ersten Rhododenronbäume. Erst stehen vereinzelt links
und rechts am Wegesrand Bäume, bevor wir den ersten kleineren Wald erreichen.
Wir machen wieder einmal zahlreiche Bilder, denn diese blühenden Bäume bieten
ein tolles Photomotiv. Leider sind mittlerweile dicke Wolken aufgezogen und aus
Richtung Tatopani hören wir gelegentlich ein Donnergrollen, so dass wir nicht zu
viel Zeit verlieren können.
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Rhododendronblüte |
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Das Wäldchen haben wir
recht schnell passiert und folgen dem breiten Weg in Richtung Ghorepani.
Mittlerweile habe ich Probleme dem Tempo meiner Mitwanderer an Steigungen zu
folgen. Bei einer kurzen Pause greife ich daher zum MP3 Player und lege etwas
Motivationsmusik auf. Keine Ahnung warum, aber danach klappt es besser.
Gleichmäßig laufe ich weiter, muss jedoch aufpassen, dass ich nicht im Takt der
Technostücke den Berg hinaufstürmen möchte. Die Musik lenkt mich vielleicht von
der Anstrengung ab, so dass ich wieder etwas mehr auf die Landschaft und die
immer näher kommenden Gewitterwolken schauen kann. |
Orchideen |
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Mittlerweile haben wir
die Rhododendronwälder erreicht. Es ist schon ein toller Anblick, wenn man durch
einen Wald von blühenden Bäumen läuft und die Blütenpracht bewundern kann.
Unsere Gruppe hat sich nun komplett aufgesplittert, da jeder sein eigenes Tempo
geht. Das macht sicherlich auch Sinn, da gerade bei solchen Etappen jeder sein
eigenes Tempo gehen sollte und man sich nach der eigenen Erschöpfung richten
kann. Die letzten Meter nach Ghorepani sind dann wieder etwas steiler, bevor die
ersten Häuser erreicht sind.
Als ich oben ankomme ist es kalt geworden und Nebel hängt zwischen den Häusern.
Ich wandere bis zur Passhöhe und suche unsere Guides. Endlich finde ich diese
und somit auch unsere Lodge, wo einige unserer Träger schon am warmen Ofen
sitzen. Nachdem ich mich umgezogen habe und mich unter der kalten Dusche
„erfrischt“ habe, setze ich mich zu den Trägern, die erst nach mehrmaliger
Aufforderung am Ofen sitzen bleiben. Ich trinke einen Kaffee und merke, wie die
Wärme mir gut tut.
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Unsere Träger vor einer typischen Lodge +
Rhododendronbäumen |
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Vorsicht.... |
Ich vor einem Rhododendronbusch |
Ich bin geschafft von
der Anstrengung und dennoch glücklich, da ich mir aufgrund meiner erst zwei Tage
zurückliegenden Durchfallerkrankung nicht sicher war, ob ich die Etappe ohne
Probleme schaffen würde. Im Nachhinein habe ich diese Etappe fast so anstrengend
empfunden wie die Überquerung des Thorong La Passes.
Als Abendessen gibt es überbackene Nudeln – sehr nahrhaft aber etwas schwach
gewürzt. Direkt nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer und krieche in meinen
Schlafsack. Ich bin müde und platt nach dem anstrengenden Tag.
Ich habe mich gerade in den Schlafsack gelegt und aufgrund der etwas lauteren
Stimmen Ohropax eingestöpselt, als mich ein Donner aus dem Halbschlaf reißt. Ich
denke mir nur, dass nun ein kleines Gewitter aufziehen wird – aber das sollte
kein Problem sein. Wenige Minuten später ist es jedoch mit dem Schlaf erst
einmal vorbei, denn an mein Fenster prasseln dicke Hagelkörner und das starke
Gewitter lässt zahlreiche Blitze in unmittelbarer Nähe von Ghorepani
einschlagen. Innerhalb weniger Minuten liegt eine geschlossene Hagelschicht auf
dem Boden. Die Fenster sind nicht komplett dicht und gelegentlich bekomme ich
einen kleinen Tropfen ab.
Während ich tief in meinen Schlafsack krieche denke ich mir nur, dass eine Lodge
doch seine Vorzüge gegenüber einem Zelt hat. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein
und werde erst am nächsten Morgen wach.
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Das erste Gewitter verzieht sich und die Landschaft wird in ein
weiches Licht getaucht |
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