Kibo-Hut - Gillmanns Point - Uhuru-Peak - Horombo-Hut

Um 12 Uhr, oder besser gesagt Mitternacht, sollte der Aufbruch stattfinden. Dick eingemummt warteten wir unruhig auf den Start des Tages, auf den wir die ganze Zeit hingefiebert hatten. Als wir uns als erste Gruppe auf den Weg machten, herrschte Ruhe innerhalb der Gruppe. Wahrscheinlich war dies die Mischung aus Anstrengung, Erleichterung des Tourenbeginns und der Ungewissheit über das vor uns liegende. Die Stirnlampen leuchteten auf den Weg vor uns und wie eine Kette aus Glühwürmchen liefen wir mit minimalem Abstand zum Vordermann die ersten Meter den Berg hinauf.
Die erste Pause
Dabei kam mir das anfängliche Gehtempo recht hoch vor, was sich beim Überholen einer anderen Gruppe (die bei einer kurzen Pause an uns vorbeigegangen war), zeigte. Nach etwa einer Stunde machte der Guide eine kurze Rast, damit wir trinken konnten. Wir sprachen kurz mit John, denn das angeschlagene Tempo erschien uns mit 250 Höhenmetern pro Stunde recht hoch. Im Anschluss gingen wir mit reduziertem Tempo, was uns einiges an Kraft sparen würde. Später sollte sich zeigen, dass diese Kraft dringend von Nöten ist! Dies musste auch eine Japanerin erkennen, die bereits vor der Mayer-Cave von einem Guide gestützt zur Kibo-Hut absteigen musste.

Geschafft - auf dem Gillmanns Point
Sonnenaufgang auf 5680 m - phantastisch
Abgekämpft am Kraterrand
Die Temperaturen erschienen mir nicht so kalt wie erwartet, so dass ich bei der ersten Pause meine Unterhandschuhe auszog und den Reisverschluss meiner Regenjacke ein wenig öffnete.

Doch mit zunehmender Höhe wurde es massiv kälter. Nach einiger Zeit erreichten wir das auf die Höhe von 5000m hinweisende Schild. Da mein Höhenmesser leider bereits am ersten Tag den Geist aufgegeben hat, war ich doch ein wenig überrascht, denn eigentlich hatte ich uns schon ein wenig höher geschätzt. Allerdings fühlte ich mich konditionell noch sehr gut und ich hatte keine Probleme mit der Höhenkrankheit (keine Kopfschmerzen etc.), so dass ich weiterhin guter Laune war.

Zwischenzeitlich bekam ich kalte Zehen, was sicherlich auch mit der Tatsache zusammenhing, dass ich als letzter in unserer Gruppe unterwegs war und dementsprechend keinen konstanten Gehrhythmus anschlagen konnte. Deswegen entschloss ich mich, immer ein wenig Abstand zu halten um mindestens 20 Schritte am Stück gehen zu können. Dies half mir wirklich dabei warme Füße zu bekommen.

Wir waren mittlerweile für meinen Geschmack zu langsam unterwegs. Doch andere Teilnehmer aus der Gruppe hatten aufgrund der Anstrengung die ersten Probleme, so dass das Gehtempo weiter reduziert wurde und wir von fast allen anderen Gruppen überholt wurden. Zwischenzeitlich befürchtete ich sogar, dass wir zum Sonnenaufgang noch nicht am Gillmanns Point sein würden. Einhundert Höhenmeter unter Gillmanns Point verlässt man die Schutt- und Geröllrinne und steigt über immer gröber werdende Blöcke in Richtung dem Ziel.

Die wärmende Sonne

Allerdings gab es hier einen Stau, denn verschiedene Teilnehmer anderer Gruppen hatten hier kleine Probleme mit dem Gelände und mit der eigenen körperlichen Verfassung. Durch den Stau wurde mir langsam aber sicher kalt. Auch begann ich die ersten Anzeichen der dünneren Luft zu spüren, denn neben dem häufigeren Atmen (pro Schritt einmal ein- und ausatmen) merkte ich ein leichtes Schwindelgefühl. Mittlerweile wurde es aber aufgrund der aufgehenden Sonne auch schon langsam heller und die letzten Meter bis zum Gillmanns Point waren zu erkennen. Diese führen zwischen groben Geröllblöcken hindurch, bis man auf einmal nach Luft ringend vor dem Schild steht, das auf den "Gipfel" verweist. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich nicht richtig über das Erreichen freuen, vielmehr war ich mit mir selbst und dem Ringen nach Luft beschäftigt. Außerdem hatten wir den Aufstieg doch noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang geschafft, so dass ich diesen noch genießen musste (und natürlich einige Bilder machte).

Dann musste ich mich entscheiden, ob ich weitergehen sollte oder nicht, denn das Schwindelgefühl war ein wenig stärker geworden. Deswegen sprach ich mit unserem Guide und er empfahl mir die Entscheidung am Stella Point zu treffen, da wir dort eine kurze Pause machen würden und ich mich vielleicht schon erholt hätte. So wollte ich es dann auch machen, zumal die aufgehende Sonne zumindest die Kälte recht schnell verdrängte. Der Weg zum Stella Point ist ein permanentes auf und ab, bei dem jede kleinere Steigung mich sehr stark anstrengte.

Die Schritte wurden kleiner und kleiner und ich war froh, nach ca. 45 Minuten endlich an diesem Punkt angelangt zu sein. Die kurze Pause tat mir sichtlich gut, das Schwindelgefühl war ein wenig besser geworden und ich entschloss mich daher den kurzen aber anstrengenden Weg zum Uhuru-Peak zu versuchen.

Ich hätte nicht erwartet, dass meine Kraft in der Höhe so nachlässt, allerdings war es nur ein konditionelles Problem und keine Sache der AMS, so dass ich auch kein schlechtes Gewissen an den finalen Steigungen unterhalb des Uhuru-Peak haben musste. Ich konnte sogar die Aussicht auf die Schnee- und Gletscherreste genießen... langsam genug dazu war ich auf alle Fälle.

Ausblick vom Stella Point
Der nahe Gipfel Uhuru Peak .....
... ist aufgrund der Höhe noch weit entfernt!
Irgendwann war es soweit, der Uhuru-Peak lag direkt vor mir. Die Erleichterung war groß und ich dachte nur noch an eines: das Gipfelphoto! Das war zu diesem Zeitpunkt sicherlich das Wichtigste um zu beweisen, dass ich es wirklich geschafft hatte. Erst nach dem Photo konnte ich die Landschaft mit dem „Krater“ genießen und mich bei den drei Guides bedanken. Insbesondere einem Guide verdanke ich den „Gipfelsieg“, denn er nahm mir ab Stella Point den Rucksack ab und ermöglichte mir so ein leichteres Steigen.

Der Ausblick vom Gipfel ist zwar beeindruckend, allerdings fehlen die Orientierungspunkte wie auf einem hohen Alpengipfel, von dem man über alle anderen Gipfel hinwegsehen kann. Beim Uhuru Peak fällt einem beim Blick hinab gen Tansania insbesondere die schier endlos wirkende Weite auf. Und - das hat mich mit am meisten beeindruckt - man kann die ersten Anzeichen der Erdkrümmung erkennt.

Endlich am Ziel - der höchste Berg Afrikas ist bestiegen
John mahnte nach ca. 15 Minuten aber wieder zum Abstieg, denn die AMS könnte sonst doch noch in Erscheinung treten. Ich hatte zwar keine Kopfschmerzen (nur ein wenige Druck im Kopf), wollte allerdings dann auch recht schnell vom Berg wieder hinunter. Ein wenig Angst vor der AMS war sicherlich dabei, doch der eigentliche Beweggrund war auch der noch bevorstehende lange Abstieg bis zu den Horombo-Hütten.

Bergab ging es dann auch um einiges schneller, allerdings waren die kurzen Gegenanstiege immer noch eine kleine Tortur für meine schweren Beine. Andere aus unserer Gruppe hatten wesentlich weniger Probleme, allerdings war ich auch nicht der langsamste. Unsere Abstiegsroute entsprach dem Weg, den wir beim Aufstieg überwunden hatten. Neben den immer wieder unternommenen kurzen Pausen machten wir eine etwas größere Pause am Gillmanns Point, bei dem ich dann auch das obligatorische Bild machen musste. Die Kraft, um hinter das Schild zu klettern, wollte ich allerdings nicht aufbringen...

Die Reste der im Krater befindlichen Gletscher
Ab diesem Punkt zog sich unsere Gruppe weit auseinander. Ein Teilnehmer wurde durch einen Guide geführt, denn er hatte stärkere Probleme mit Schwindel. Leichtere Probleme hatte ich leider auch noch, allerdings noch in einem erträglichen Maße, so dass ich alleine absteigen konnte. Die ersten Meter durch das grobe Geröll musste ich vorsichtig zurücklegen, denn bei den großen Geröllbrocken musste man schon ein wenig aufpassen. Nach dem man das Steilstück überwunden hat, fährt man über das bis zu 40 Grad steile Geröllfeld ab. Dies bedeutet, dass man sich ein wenig abdrückt um dann "sanft" durch das Geröll aufgefangen zu werden. So springt man halb den Berg hinunter und verliert recht schnell an Höhe. Dennoch merkte ich die zurückgelegte Wegstrecke und musste mehrmals kurze Pausen machen.

Trinken war leider auch nicht möglich, da ich einerseits kein Wasser mehr hatte und auf der anderen Seite mein Guide mit dem Rucksack wahrscheinlich schon an der Kibohütte war.

Ausblick von Gillmann´s Point gen Kibo Hut und Mawenzi
Ich war froh, als ich diese endlich erreichte. Froh und total fertig. Die Anstrengung war größer als ich erwartet hatte. Nach einer kurzen Pause gab es auch schon das Mittagessen und anschließend wartete noch der Abstieg zur Horombo Hütte auf unsere Gruppe. Vorher musste ich noch den Träger meines Gepäckes bezahlen, der für den Gewaltmarsch am Vortag nur 30 Dollar bezahlt bekam. Leider hatte ich jetzt Kopfschmerzen bekommen, die allerdings auf meinen verspannten Nacken zurückzuführen waren.

Der Abstieg begann am frühen Nachmittag. Anfangs kamen uns noch viele Gruppen auf dem breiten Weg entgegen. Bereits nach wenigen Minuten ist man auf dem Plateau des Kino-Sattels angelangt, von dem man erst einmal einige Zeit fast eben in Richtung Horombo Hütte läuft. Auf der ebenen Strecke merkte ich meine Beine nicht so stark, allerdings sind unterwegs immer wieder kleinere Steigungen zu überwinden, welche ich mich regelrecht hochkämpfen musste.

Im Lager der Kibu Hut erkennt man den Aufstiegsweg
(heller Geröllbereich)
Zu meinem Erstaunen sagt unser 2nd Guide Gabriel, mit dem ich mich fast die gesamte Strecke über unterhielt, das der Last Water Point erst der Hälfte des Abstieges entspricht. Daraufhin musste ich erst einmal eine kurze Pause machen.

Die Landschaft hatte sich bereits merklich verändert. Die karge Landschaft des Kibosattels war verschwunden. Es war eine Wohltat wieder in eine etwas grünere Landschaft zu kommen, auch wenn es immer noch sehr staubig war.

Als wir an den Horombohütten eintrafen, wurden gerade die letzten Zelte aufgebaut. Einige aus unserer Gruppe warteten bereits seit 20 Minuten auf uns. Verzweifelt versuchten zwei Träger, meine Tasche aus den wasserdichten Übertaschen herauszubekommen. Nachdem dies geschafft war, konnten wir in die Zelte „einziehen“. Der Platz bei den Horombohütten war mit Abstand der schönste Zeltplatz, denn hier waren wir alleine und die Aussicht war klasse. Außerdem gab es hier ein Toilettenhäuschen, das seinem Namen entsprach. Sogar fließendes Wasser gab es hier.

Kibo-Saddle - eine Steinwüste
Nach der üblichen Tea-Time, einer Schale mit Wasser und dem Abendessen ging es dann auch wieder recht schnell in den Schlafsack, wobei ich endlich in meinem eigenen übernachten konnte. Ich merkte auch recht schnell die Qualitätsunterschiede, denn in meinem Schlafsack konnte ich im T-Shirt und einer langen Unterhose liegen ohne zu frieren, in dem geliehenen Schlafsack hatte ich fast immer gefroren. Erst jetzt wurde mir langsam klar, dass ich den höchsten Berg Afrikas bestiegen hatte und auch gesund wieder ins Tal hinab gekommen bin. Die Kopfschmerzen, die ich nach dem Abstieg vom Gipfel aufgrund von Verspannungen im Nackenbereich bekam, verschwanden nun auch langsam, so dass sich eine gewisse Zufriedenheit bei mir einstellte.
Interessante Pflanzen kurz vor den Horombohütten
Lageraufbau der Begleitmannschaft
Das letzte Abendessen am Berg

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Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt der Wanderung:

Kibo Hut (4704m)

Höhenmeter Aufstieg / Abstieg

ca. 1300

ca. 220023 km 

Dauer Wanderung

6,5 Stunden bis Gillmann´s Point / 2 Stunden bis Uhuru-Peak / 1 Stunde bis Gillmann´s point / 1,5 - 2 Stunden bis Kibo Hut / 3 Stunden bis Homrombo Hut

Voraussetzungen

Sehr gute Kondition, gute Höhenanpassung, Trittsicherheit, gute Ausrüstung

Allgemeines Fazit