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Der Sommer 2011 war leider nur mit wenigen
Schönwettertagen ausgestattet. Dementsprechend konnte ich trotz eines
zehntägigen Aufenthalts am Achensee nur einige wenige große Wanderungen
unternehmen. Die sicherlich längste und anstrengendste Wanderung stellt die
nachfolgend beschriebene Wanderung dar. Nachdem ich leider vergeblich versucht
hatte, für die komplette Wanderung an der Rezeption unseres Hotels eine
Gehzeitabschätzung und eine Einschätzung zur Schwierigkeit der Wanderung zu
erhalten, machte ich mich bei schönstem Wetter mit ausreichend Proviant auf den
Weg. Auf dem kompletten Abschnitt zwischen Bärenbadalm und Gramaialm gibt es
keine Verpflegungsstellen, so dass man neben ausreichend Wasser auch seine
Wegzehrung selbst mitnehmen muss. |
Startpunkt der Paraglider bei der Bergstation
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Aufgrund der Tourenlänge frühstückte ich bereits um
halb acht und war daher bereits gegen 9 Uhr an der Bergbahn. Der kleine Anstieg
innerhalb von Pertisau ist schön auf dem Höhendiagramm zu erkennen, wie auch der
rasante Aufstieg mittels der Karwendelbahn.
Auf dem Zwölferkopf angekommen kann man bei schönem Wetter die Paraglider
beobachten, die direkt neben der Bergstation ihren Startplatz haben. Die
Leichtigkeit des Fliegens stand mir für heute jedoch nicht bevor, sondern erst
einmal ein gemütliches Wandern zur auf 1457 m gelegenen Bärenbadalm. Ich
erinnerte mich, dass ich hier mit meinen Eltern zusammen auf der Terrasse
gesessen hatte und einen (so glaubte ich) genialen Kaiserschmarren gegessen
hatte. Verblüffend war, dass beim Blick durch eines der Fenster bereits zu
dieser Uhrzeit ein Gast einen Kaiserschmarren am Essen war - der Optik nach ist
er immer noch lecker. |
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Der Achensee von der Bergstation der
Karwendelbahn |
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Die Bärenbadalm |
Blick über Bärenkopf in Richtung Rofan |
In Erinnerungen konnte ich jedoch nicht zu lange
schwelgen, denn die Tour würde noch etwas dauern. Nächstes Etappenziel war der
Weißenbachsattel, den ich bereits wenige Tage vorher mit meiner Frau erwandert
hatte. Der Weg verläuft meist mit leichter Steigung zum 1695 m hohen Sattel. Bei
heißem Wetter bietet der dichte Wald einen guten Schatten. Aufpassen sollte man
insbesondere mit kleinen Kindern an einigen kurzen Passagen, da die grasigen
Hänge recht steil abfallen.
Am Weißenbachsattel hält man sich rechts in Richtung des Stanser Jochs. Der Weg
wird nun steiler und zunehmend mit Geröll durchsetzt. Mit jedem Höhenmeter den
man dem Kamm des Stanser Jochs näher kommt, werden die Blicke auf die
umliegenden Berge des Rofan und Karwendel freier - der Bärenkopf liegt unter
einem und gibt somit die Sicht frei. |
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Blick über das Inntal in Richtung des
Alpenhauptkamms |
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Mit Erreichen des breiten Rückens des Stanser Jochs
öffnet sich der Blick auf das Inntal und die in südlicher Richtung liegenden
Berge. Der Alpenhauptkamm mit seinen Gletscherbedeckten 3000ern ist zum greifen
nah. Aufgrund der letzten kalten Sommertage sind die hohen Berge noch bis auf
2500 m mit Schneefeldern durchsetzt, was den Kontrast zum recht grünen Inntal
noch verstärkt. Auf der anderen Seite hat man einen
komplett freien Blick auf das Rofan, den Achensee und Teile der Karwendeltäler.
Die Aussicht wird auf dem Weg zum Gipfel des Stanser Jochs noch besser. Die 10
Minuten bis zum Gipfel sind einfach und unschwierig. Kleiner Tipp noch am Rande:
an den großen Gittern sollte man rechts vorbei gehen. |
Am Gipfel des Stanser Joch |
Am Gipfel waren nur drei andere Bergwanderer. Ich hätte aufgrund des tollen
Wetters mit wesentlich mehr Besuchern gerechnet. Dementsprechend konnte ich die
tolle Aussicht in aller Ruhe genießen, auch wenn bereits die ersten Wolken von
dem bereits für den späten Tagesverlauf angekündigten Wetterumschwung zeugten.
Auf dem Rückweg vom Gipfel schaute ich kurz vor der Abzweigung zur Bärenbadalm
in Richtung des Bärenkopfes. Dabei entdeckte ich wenige Meter unter mit in der
Steilwand des Stanser Jochs einige Gämsen - immer wieder faszinierend diese
Trittsicherheit und Gewandtheit in den Felsen. |
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Der
Wanderweg in Richtung der Gramaialm folgt im weiteren Wegverlauf dem
Gratrücken. Anfangs ist der Weg noch recht breit, doch je näher man dem höchsten
Punkt der Tour kommt, desto schmäler wird der Grat. Der Weg verläuft in kleinem
Sicherheitsabstand zu dem steilen Abbruch in nördlicher Richtung. Mit Erreichen
des höchsten Punktes unterhalb des Ochsenkopfs wird der Weg dann jedoch etwas anspruchsvoller, denn es
gilt nun einen steilen Wegabschnitt durch eine steile Bergflanke bergab zu
gehen. Stellenweise kommt man dem nördlichen
Abbruch dabei sehr nahe, so dass diese Etappe sicherlich die anspruchsvollste
Passage der Tour ist. Mit Erreichen eines kleinen Sattels hat man die
schwierigste Passage jedoch hinter sich gelassen. Der nachfolgende Weg führt
zwar durch steiles Wiesengelände, ist jedoch nicht mehr so ausgesetzt wie die
vorherige Passage. |
Am Gipfel des Stanser Joch |
Der Weg windet sich nun um einige steilere
Bergflanken. Dabei werden recht wenige Höhenmeter überwunden, so dass man zügig
vorankommt. Lediglich kurz vor Erreichen der Weggabelung des möglichen Abstiegs
zur Falzthurnalm gilt es noch einige Höhenmeter steil durch eine Wiese zu
erklimmen, denn der eigentliche Weg ist durch eine Mure weggerissen worden.
Nebenbei muss man auch noch auf die zahlreichen Kuhfladen achten, denn dieser
Bereich dient im Sommer als Kuhweide. Wenig später erreiche ich die
Abzweigung/Weggabelung zur Falthurnalm, welche direkt unter dem mächtigen Gipfel
der Rappenspitze liegt. Der Abstieg ist mit 2 Stunden
angeschrieben. Leider ist die Gehzeit zur Gramaialm auf keinem der zahlreichen
Schilder vermerkt, so dass ich diese ebenfalls mit 2 Stunden schätze. |
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Blick zurück auf den Ochsenkopf und den etwas
schwierigeren Wegabschnitt |
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Gipfelkette des Hochnissl Spitze |
Die Rappenspitze |
Nach einem
kurzen SMS Wechsel mit meiner Frau habe ich entschieden, dass ich auch die
restliche Etappe zur Gramaialm wandere und mich dort von meiner Frau abholen
lasse. Auf den flachen Hatscher von der Falzthurnalm nach Pertisau habe ich
keine Lust mehr; der komplette Rückweg von der Gramaialm wäre auch des Guten zu
viel. Da das Wetter nichts mehr ganz so stabil
wirkt, legte ich ein etwas größeres Tempo an den Tag. Der folgende Abstieg war
recht schnell geschafft, so dass ich die zwischenzeitlich überholten
Fernwanderer wieder traf. Diese hatten zwischenzeitlich eine Abkürzung durch die
Wiese genommen und somit einige Minuten gespart.
Ich überholte Sie erneut und ließ sie aufgrund
meines schnellen Schrittes auch recht zügig hinter mir. Beim Abstieg zur Nauders
Alm ist
die Wegfindung etwas problematisch. Einerseits gibt es zwar zahlreiche
Wegspuren, andererseits führen diese teilweise direkt in sumpfiges / matschiges
Gelände. Ich orientierte mich an der Lage der Hütte und wählte eine eigene
Wegvariante. Die immer wieder zu erkennenden Steigspuren zeugten davon, dass
mehrere andere Wanderer ähnlich gelaufen sind. Oder waren es nur die Kühe? |
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Die Lamsenspitze |
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An der
Alm angekommen, fragte ich noch nach der
Gehzeit bis zur Gramaialm. Diese wurde mit guten 1,5 Stunden beziffert. Ich
wurde im Gegenzug noch gefragt, ob ich auch genug zu trinken dabei hätte und
eine Regenjacke. Ich bedankte mich für die Nachfrage und ging, da ich beides
dabei hatte, weiter. Der Weg ist nun wieder einfach
zu finden und die sumpfige / matschigen Wegabschnitte gehören vorerst der
Vergangenheit an. Erst einmal gilt es den einen kleinen Anstieg auf
geschottertem Weg zum Rizuelhals zu überwinden. Der Weg ist recht breit und die
vorhandenen Zäune dienen wohl eher der Abgrenzung der Kuhweiden als dem Schutz
der Wanderer. Ausgesetzt ist der Weg nicht wirklich. Mit Erreichen des Rizuelhals öffnet sich der Blick auf die
steilen Abbrüche der Hochnissl-Spitze, in deren Verlängerung - von diesem Punkt
nicht sichtbar - die Lamsenjochhütte liegt. |
Gipfel des Sonnjoch |
Mein Wanderweg in Richtung der Gramaialm verläuft
in westlicher Richtung weiter. Die Schilder weisen zwar immer noch nicht auf die
Gramaialm, dafür aber immerhin auf den Lunstsattel hin- Die Steigspuren sind gut
zu erkennen, zumal es zwischen den vielen Latschenkiefern nur eine Wegvariante
gibt. Die Wolken hingen mittlerweile sehr tief und zeugten von einem anstehenden
Regenschauer, so dass ich meinen ohnehin schon schnellen Schritt nochmals
beschleunigte, sofern dies auf dem mit Wurzeln durchsetzten Weg möglich war.
Der Weg ist leider etwas zugewachsen und die
zahlreichen Wurzeln bedürfen eines achtsamen Trittes. Erst mit Erreichen des
Lunstsattels nehmen die Latschen für kurze Zeit wieder ab. Am Sattel öffnet sich der
Blick in Richtung der Lamsenjochspitze, Hahnkampl und wenig später auch in
Richtung Sonnjoch und Gramaihochleger.
Ich machte eine kurze Pause und genoss den Blick
auf das Sonnjoch, Gramaihochleger und das Hahnkampl - alles Tourenziele von
früheren Bergwanderungen. Ein kurzer Blich auf die Uhr zeigte, dass ich gut in
der Zeit war; dennoch machte ich mich an den Abstieg zur Gramaialm.
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Der Abstiegsweg vom letzten Sattel |
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Diese Etappe gehört um ehrlich zu sein zu den
unangenehmsten Abschnitten, die ich in den letzten Jahren gewandert bin.
Einerseits fehlen Markierungen in ausreichender Anzahl, auf der anderen Seite
erschweren die Spuren der Kühe die Wegfindung. Auch der teilweise tiefste Matsch
und die Kuhfladen machen den Weg nicht unbedingt sympatischer. Leider bin ich
mehrfach in die falsche Richtung gelaufen bzw. habe Umwege gefunden...
Am Ende habe ich den richtigen Weg doch noch gefunden und das große in den
Gramaier Grund führende Geröllfeld erreicht. Die letzten Meter zur Hütte sind
schnell erledigt, auch wenn noch ca. 250 Höhenmeter zu absolvieren sind. An der
Hütte angekommen setzte ich mich an die Kasalm und genoss einen der guten
Bergkäse zusammen mit einem selbst gemachten Brot. Einfach lecker. |
Gramaier Grund mit Gramaialm |